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✵ 3. Dezember ✵
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Er
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Von Nightshadesxxx
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Während ich so in Gedanken vertieft bin, höre ich zunächst nicht, wie das Lied mitten im Refrain stoppt und mein Klingelton geradezu wie wild anfängt, loszugehen. Es ist meine liebe Schwester, die mich in ein paar Stunden besuchen möchte, um den ersten Advent seit langem wieder mit mir zu verbringen. Die letzten Jahre hatten wir beide sehr viel zu tun und sie lebte zeitweise in einem anderen Land. Weihnachten kam dabei leider oft zu kurz.
„Halloo“, melde ich mich, erfreut, sie zu hören. „Hey, meine Liebe. Mein Zug ist ausgefallen und ich komme leider erst spät nachts an. Würdest du das Geschenk für die Eltern alleine abholen? Tut mir wirklich leid.“
„Ach kein Problemchen. Mach ich, bis später.“
„Immer diese deutsche Bahn“, murmle ich vor mich hin und beginne seufzend, den Herd auf eine ganz niedrige Stufe zu stellen: Ich werde nicht lange weg sein. Ich puste die mittlerweile fast aufgebrauchte Kerze aus, ziehe mir meinen schönen neuen Schal und Handschuhe an.
Ich fühle mich sehr gut. Wieso ich mich heute so schick gemacht habe, kann ich nicht sagen. Ich habe neue Unterwäsche an, bin rasiert und habe meine Haare geflochten. Das Lied von eben summend schließe ich die Tür auf und gehe hinaus. Sogleich kommt mir eine stürmische Windböe entgegen und pustet mir die Haare in mein Gesicht. Ich schließe meine Winterjacke ganz und wickle den Schal fester um meinen Hals.
Gleich, als ich vorsichtig einen Fuß auf die vereiste Treppe vor meinem Haus setze, spüre ich es. Ein Gefühl in meinem Nacken; als würde ich angestarrt. Ich drehe mich um, doch schaue nur in die Dunkelheit. Da ist niemand. Du übertreibst. Denke ich bei mir und schüttle den Kopf. So ein Quatsch aber auch. Trotzdem beschleunige ich meine Schritte, um schneller aus meinem etwas abgelegenen Wohnviertel in die kleine angrenzende Stadt zu kommen. Es ist ein 15-minütiger Weg und ich beeile mich, diesen schnell hinter mich zu bringen. Es ist auf gut deutsch gesagt arschkalt. Als ich die Lichter der Stadt erkenne, entspanne ich mich merklich und verlangsame meine Schritte etwas. Schnell mache ich den Bilderladen ausfindig, in welchem sich das teure Gemälde für meine Eltern befindet, für das meine Geschwister und ich so lange gespart haben. Nach dem Kauf begebe ich mich auf direktem Weg nach Hause. Ich denke darüber nach, mir direkt einen heißen Kakao zu machen und meinen gemütlichen Bademantel anzuziehen.
Tief in Gedanken versunken fällt mir nicht auf, wie sich eine Gestalt direkt vor mich stellt und ich prompt in sie hineinlaufe. Erschrocken richte ich meinen Blick auf den deutlich größeren Mann vor mir. Mist, den hab ich überhaupt nicht gesehen. „Oh, das tut mir leid“, bringe ich heraus und betrachte ihn genauer. Lange schwarze Haare, wahnsinnig tiefe braune Augen, einen leichten Bartansatz, welcher trotzdem seinen markanten Kiefer offenbart. Er schaut mich an.
Ich versuche, seinen Blick zu deuten. Diese Begegnung ist irgendwie… merkwürdig. Er sagt überhaupt nichts. Sekunden vergehen, während ich auf eine Antwort seinerseits warte und gleichzeitig überlege, ganz schnell aus dieser bizarren und unangenehmen Situation zu entfliehen. Sein Blick ist durchdringend, er wendet ihn keinen Moment ab und senkt den Kopf fast unmerklich immer ein kleines Stück weiter. Ich muss gehen. Doch mein Körper gehorcht nicht. Er bewegt sich keinen Zentimeter, als hätten diese unheilvollen Augen ihn gefesselt. Nicht einmal einen Finger kann ich rühren. Was passiert hier bloß? Mir wird flau im Magen. Ich weiß nicht, wie lange wir dort stehen, doch irgendwann beginnt der Mann, sich zu regen. Unglaublich anmutig streicht er seine Kutte beiseite und beginnt langsam, wie in Zeitlupe, seine Hand zu heben.
Ich senke meine Augen und betrachte sie: Blass. Knochige Finger bahnen sich wie Äste, die nach einem kleinen Lichtstrahl suchen, nach oben; umhüllt von Ringen, schwarz wie die Nacht. Ich kann nichts tun, einfach nur starren. Meine Gelenke gehorchen nicht. Verweigern den Widerstand; sehnen sich geradezu nach seiner Berührung.
Er ist nicht wirklich jemand, welchem ich aus Interesse einen zweiten Blick schenken würde, doch sehe ich ihn so vor mir stehen, spüre ich etwas tief in mir. Etwas, was ich noch niemals so verspürt habe. Es verschlägt mir den Atem und lässt das Adrenalin in mir wüten. Diese Sekunden vor dem Sturm. Diese, in welchen man in seinem Unterbewusstsein spüren kann, dass etwas passieren wird, es jedoch mit vollem Geiste nicht begreift.